Warum es sinnvoll ist, eine Zeit lang auf Zucker zu verzichten.
„ICH BRAUCH WAS SÜSSES UND ZWAR SOFORT“ Kennste?
Warum ist das aber ein mituner so überwältigendes und nicht verhandelbares Verlangen?
Wieso sind so viele Menschen inzwischen regelrecht zuckersüchtig und wie lässt sich die Zuckersucht überwinden?
Gibt es einen Grund, dass es uns so schwer, einfach weniger Zucker zu essen? Und ist ein Zuckerentzug (also der zeitlich begrenzte Komplettverzicht) sinnvoll?
Hier kommen ein paar Antworten auf diese Fragen und meine Sicht auf das viel diskutierte Thema Zucker.
Süßigkeiten sind nicht das eigentliche Problem!
Zucker ist überall! Kaum ein industriell gefertigtes Lebensmittel kommt ohne ihn aus. Mit Zucker werden Lebensmittel haltbar gemacht, er wird als Geschmacksverstärker eingesetzt und er lässt eigentlich bittere oder sauer schmeckende Lebensmittel angenehm süßlich werden.
Perfiderweise setzt die Lebensmittelindustrie Zucker ganz bewusst ein, um unser Verlangen danach zu steigern. Selbst wenn wir also kaum Süßigkeiten essen und von uns behaupten, „nicht so der süße Typ zu sein“, kommen wir nicht um den Zucker herum, sofern wir nicht alles selbst zubereiten und komplett auf verarbeitete Lebensmittel zu verzichten (und mal ehrlich: wer schafft das in unserer heutigen Welt noch?).
Und so führen wir uns mehrmals pro Tag Zucker zu, ohne es überhaupt zu merken. Wir erwarten einfach keinen Zucker in Salami, Hummus oder Kidneybohnen und genau das macht die Sache mit dem Zucker so verzwickt.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt täglich nicht mehr als 50 Gramm freien Zucker zu sich zu nehmen. Als freien Zucker bezeichnet man sämtlichen Zucker, der zugesetzt wird, sowie konzentrierte Zucker wie in Honig oder Fruchtsäften. Nicht mitgezählt wird der Zucker, der natürlicherweise in Obst, Gemüse und Milchprodukten enthalten ist. Die WHO ist sogar noch strenger. Sie empfiehlt nur 25 Gramm freien Zucker pro Person und Tag. Gerade mit dem vielen Zucker, den wir vollkommen unbewusst aufnehmen, kommen wir Deutschen im Durchschnitt auf sage und schreibe 95 Gramm freien Zucker pro Tag. Das entspricht einem Zuckerkonsum von mehr als 30kg im Jahr!
Warum stehen wir so sehr auf Süßes?
Wie so oft liegt die Antwort in unserer Evolution begründet. Als wir noch mit Pfeil und Bogen durch die Gegend zogen, um zu jagen und zu sammeln, waren wir auf unsere Instinkte angewiesen. Bittere Pflanzen waren potentiell giftig. Süßes aber signalisierte unseren Vorfahren: „Hier lauert keine Gefahr, hier gibt es schnelle Energie und du sicherst dein Überleben“. Und dieses Programm fahren unsere Hirne heute noch. Zucker bedeutet Sicherheit! Und so fahren unsere Körper auch heute noch, obwohl wir keine Pflanzen, Wurzeln und Beeren mehr draußen in der Prärie sammeln, total auf den süßen Geschmack ab!
Zucker ist schnell
Zudem sorgt Zucker innerhalb von sekundenschnelle für ein gutes Gefühl, da er Endorphine und Dopamin freisetzt. So kommt es auch, dass wir gerne zu Süßem greifen, wenn wir uns schlecht fühlen. Wir haben gelernt, dass wir uns mit Zucker kurzfristig Erleichterung verschaffen können.
Leider hält diese Wirkung nicht lange an. Das Glücksgefühl verschwindet ebensoschnell wie es gekommen ist und so sind wir verleitet, schnell für Nachschub zu sorgen, um uns wieder besser zu fühlen. Leider lässt dies unseren Blutzuckerspiegel Achterbahn fahren. Blutzuckerspitzen werden von Blutzuckertiefs abgelöst. Um diesen Zustand möglichst schnell zu beheben, greifen wir direkt wieder zu Süßem. Unser inneres Tempo steigt, wir geraten in Stress. Ein schwankender Blutzuckerspiegel schickt uns in den Überlebensmodus.
Zucker bedeutet Sicherheit
Wir erinnern uns: Zucker bedeutet Sicherheit! Und wenn mein Blutzucker in den Keller rast, reagiert mein Körper mit Alarm. Ein zu niedriger Blutzuckerspiegel bedeutet Bedrohung und die möchte unser Körper natürlich so schnell es geht überwinden!
Wir geraten in ein Art Teufelskreis, denn Zucker spielt auf seelischer und körperlicher Ebene eine Rolle. Wir benutzen ihn als Seelentröster. Und sorgen so dafür, dass unser Körper immer mehr davon verlangt, weil unser Blutzuckerspiegel gar keine Chance hat, einigermaßen stabil zu bleiben. Gleichzeitig sind wir durch die große Anzahl an verarbeiteten Lebensmitteln eine dauerhaften, unbewussten Zuckerzufuhr ausgesetzt, die es uns maximal schwer macht Ruhe in diese ganze Dynamik zu bringen.
Unser Darm entscheidet mit
Hast du schonmal was vom Bauchgehirn gehört? Heute weiß man, dass unser Darm unfassbar viele Informationen an unser Gehirn schickt und dass ingesamt mehr Signale von „unten nach oben“ geschickt werden, als von „oben nach unten“. Unser hochgelobtes Hirn hat also gar nicht so eine Macht über uns, wie wir denken.
Im Zuckerkontext dürfen wir uns hierzu insbesonder die Zusammensetzung unserer sogenannten Darmflora (eigentlich richtig Mikrobiom) anschauen. Unser Darmmikrobiom kann sich innerhalb von Stunden verändern und passt sich an das an, was wir essen, trinken und sonstiger „Nahrung“ (auch Gedanken, Stress, Umweleinflüsse etc.) aufnehmen. Essen wir viel Zucker kultivieren wir ein Darmmikrobiom, das Zucker liebt. Und die Darmbakterien, die sich dann ansiedeln, verlangen auch permanent Nachschub an Zucker.
Wenn du also so richtig unbändiges Verlangen nach Zucker spürst, das du dir selbst vielleicht gar nicht so genau erklären kannst, dann steckt möglicherweise dein Darm dahinter, der Signale an dein Gehirn schickt, dass seine Bewohner Nachschub brauchen.
Ist Zucker denn wirklich so schlimm?
Das ganze wäre ja nicht so dramatisch, wenn Zucker nicht so viele unangenehme Begleiterscheinungen hätte. Und viele davon würden wir gar nicht direkt mit Zucker in Verbindung bringen. Oder denkst du bei Müdigkeit, Erschöpfung und Energielosigkeit an Zucker als möglichen Auslöser? Wahrscheinlich eher im Gegenteil. Ein Kaffee und was Süßes dazu und wir können wieder für eine halbe Stunde konzentriert arbeiten… Denken wir.
Zucker ist ein Energieräuber und Krankmacher
Den wenigsten Menschen ist dabei klar, dass zu viel Zucker unsere Mitochondrien, die Energiekraftwerke unserer Zellen, schwächt. Es entstehen freie Radikale. Und wenn wir über einen zu langen Zeitraum in diesem Zustand bleiben und der Körper die hohe Anzahl an freien Radikalen nicht mehr neutralisieren kann, entsteht oxidativer Stress. Ebenfalls zu erwähnen sind die Entzündungsprozesse im Körper, die durch zu hohe Blutzuckerspitzen und eine Überschwemmung der Zellen mit zu viel Zucker, begünstigt werden. Diese versteckten, auch stillen Entzündungen genannt, sind ein Nährboden vieler sogenannter Zivilisationskrankheiten. Die WHO bezeichnet die entzündungsbasierten Krankheiten als „die größte Gefahr für die menschliche Gesundheit“.
Dieser Blogartikel soll nicht dazu dienen Angst und Schrecken zu verbreiten und ich möchte bewusst auf eine Aufzählung möglicher Erkrankungen, die einem erhöhten Zuckerkonsum folgen können, verzichten. Solltest du jedoch unter diffusen Symptomen wie Müdigkeit, Erschöpfung, Hautproblemen, Schlafproblemen, Heißhungerattacken, Verdauungsbeschwerden, Kopfschmerzen, Gedächtnisproblemen, frühzeitigen Alterungsprozessen oder unerfülltem Kinderwunsch leiden, so ist das Überprüfen des eigenen Zuckerkonsums immer ein Aspekt, der in Betracht zu ziehen ist.
Was ich aber in diesem Beitrag hier als Embodiment Coach nicht unerwähnt lassen möchte, ist der Zusammenhang zwischen Zucker und unserem Nervensystemzustand.
Zucker und Nervensystem
Zugegeben, beim Thema Auswirkungen von Zucker auf den Körper denkt man an alles Mögliche: an Karies, Diabetes und Übergewicht vielleicht. Aber wusstest du, dass Zucker einen ziemlichen Einfluss auf unser autonomes Nervensystem und somit auf den kompletten Zustand unseres Seins hat?
Ich weiß, das Wort „Seinszustand“ ist irgendwie abstrakt und erfordert eine kurze Erklärung: unser Seinszustand (unser Embodiment) beschreibt ganz einfach, wie wir als Menschen denken, fühlen und handeln. Er bestimmt, wie wir Entscheidungen treffen, Beziehungen leben usw. Und dieser Seinszustand wird maßgeblich durch unser autonomes Nervensystem bestimmt.
Ein kleiner Ausflug in unser autonomes Nervensystem
Unser autonomes Nervensystem besteht ganz – vereinfacht gesagt – aus dem Sympathikus und Paraysympathikus (Bio-Unterricht – erinnerst du dich? 😁) Dabei ist der Sympathikus für Aktivierung (sozusagen das Gaspedal) und der Paraysympathikus für Entspannung und Deaktivierung (sozusagen die Bremse) zuständig. Wenn dein Nervensystem gut reguliert ist, dann bist du schwingungsfähig und pendelst zwischen den Zuständen.
Sind wir aber immer sehr angespannt, stehen unter Stress (auch unbewusst), sind immer am Hustlen usw. dann bewegen wir uns Tag für Tag hauptsächlich im sympathischen Bereich. Wir sind daueraktiviert und stehen permanent unter Strom. Das kann sich z.B. in Verspannungen oder Schmerzen äußern. Außerdem sorgt diese permanente Aktivierung dafür, dass unser Blutzuckerspiegel dauerhaft erhöht ist. Zu erklären ist dies – wieder einmal – mit unserer evolutionären Entwicklung. Als wir Menschen noch als Jäger und Sammler unterwegs waren und wir tatsächlichen elementaren Gefahren wie wilden Tieren ausgesetzt waren, musste unser Körper bei Gefahr schnell handlungsfähig sein. Um beispielsweise gegen das gefährliche Tier zu kämpfen oder zu fliehen, brauchten wir schnelle Energie und diese stellte unser Körper praktischerweise ganz automatisch zur Verfügung. Er ging ganz einfach an die Glukosespeicher und schickte diese Energie in die Blutbahn.
Für die akute Gefahrensituation damals war das überlebenswichtig. Heute sorgt dieser Mechanismus aber dafür, dass wir mit dauerhaft erhöhten, stark schwankenden Blutzuckerspiegeln durch die Gegen laufen, was wiederum Heißhunger provoziert.
Gleichzeitig sorgt ein erhöhter Blutzuckerspiegel wiederum für Aktivierung und Stress im System. Der Blutzucker wird nach oben gepeitscht und signalisiert dem Körper: „Hier ist was im Gange, wir sind in Gefahr, mach dich bereit!“ Wir geraten auch hier wieder in einen Teufelskreis, den wir mit Zuckerkonsum immer weiter befeuern. Der Zucker ist ein weiterer Stressfaktor in unserem eh stressigen Alltag!
Wenn wir unser Nervensystem also entspannen und regulieren wollen, dann ist ein Punkt, den wir dabei nicht aus den Augen lassen sollten: der Zucker!
Aber ist zuckerfrei essen nicht total dogmatisch?
Du bist wahrscheinlich hier auf diesem Blog gelandet, weil du nach einer anderen Lösung suchst, als Diäthalten und Verbote befolgen. Und da kann sich möglicherweise die Frage aufdrängen, ob das denn so sinnhaft ist, Zucker einmal komplett zu streichen, auch wenn es nur für einen begrenzten Zeitraum wie im Rahmen einer Fastenkur ist.
Wer mich kennt weiß, dass in Sachen Ernährung eins ganz besonders ablehne: und das ist Dogmatismus! Ich finde es schlimm, wenn aus dem Thema Essen eine Religion gemacht wird und Lebensmittel in „gut“ und „böse“ eingeteilt werden.
Ebenso kann ich aus eigener Erfahrung sagen, dass es mit Stress verbunden sein kann, sich zu dogmatisch an Regeln, Vorgaben und Co zu halten, vor allem, wenn man sich diese aus einem Mangel heraus auferlegt (mit Mangel meine ich zum Beispiel im Rahmen einer Diät, um Gewicht zu verlieren)…
Aber ist Zuckerfasten nicht genau das?
Jein.
Natürlich ist so ein radikaler Zuckerentzug erstmal irgendwie dogmatisch. Allerdings üben wir den Verzicht ja aus einem bestimmten Grund: weil der Zucker uns nicht gut tut.
Er macht uns abhängig, raubt uns Energie und ist Stress für unseren Körper😒
Der Entzug dient uns, den Zucker einmal aus dem System zu kriegen, um danach achtsam Schritt für Schritt wieder zu einem achtsamen und natürlichen Zuckerkonsum zurückzukehren.
Für mich ist ein komplett zuckerfreies Leben weder sonderlich alltagstauglich noch notwendig.
Mein Ziel für dich ist es, deinen Körper zu sensiblisieren, bspw. die Geschmacksnerven, die nach dem Entzug viel feiner sind.
Seit dem ich selbst durch den Zuckerentzug gegangen bin, ist mir z.B. konventionelles Gebäck vom Bäcker oder Schokoriegel viel zu süß! Ich brauche seit dem viel weniger Zucker, um den vollen Genuss zu haben und dafür bin ich Tag für Tag dankbar!🙏
Warum du Zucker fasten solltest
Für mich ist der Zuckerentzug ein TOOL! Ein Werkzeug, das wir uns zunutze machen können, wenn wir vielleicht schon viele Jahre unzufrieden mit unserem Essverhalten sind und einen Einstieg in ein gesünderes Essverhalten finden wollen.
Warum ein Zuckerentzug sinnvoll ist
- du sensibilierst deine Geschmacksnerven wieder soweit, dass du die natürliche Süße von Lebensmitteln wieder schmeckst
- du schenkst dir selbst die Erfahrung, wie dein Körper und dein Geist sich anfühlen können, wenn du dem Zucker nicht permanent ausgesetzt bist
- du sensibilierst deine Wahrnehmung, sodass du die Menge Zucker, die dein Körper gut verarbeiten kann, spüren kannst
- du stabilierst deinen Blutzuckerspiegel und reduzierst allein dadurch jede Menge Stress für deinen Körper
- körperliche Beschwerden wie Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Verdauungsbeschwerden, Hautprobleme oder zyklusbedingte Schmerzen können weniger werden oder sogar ganz verschwinden
- Energietiefs, Müdigkeit, Brain Fog und Antriebslosigkeit gehen zurück
Und das hat in meinen Augen nichts mit Dogmatismus zu tun, sondern mit einer gesunden Einstellung zum eigenen Körper.
Und genau aus dem Grund habe ich mein Gruppenangebot „Mach dich ZuckerFrei“ entwickelt: eine begleitete sechs-wöchige Reise, um dich einmal komplett frei zu machen vom ewigen Verlangen nach Süßem. Um dich von Heißhungerattacken, Stimmungstiefs und Energielosigkeit zu verabschieden. Jedes Jahr zur Fastenzeit begleite ich dich durch diese intensive Zeit und zwar nicht nur mit Rezepten und Tipps rund um Zuckeralternativen, sondern auch auf emotionaler und körperlicher Ebene.
Du willst mehr erfahren?